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Yukon Quest: Das wohl härteste Hundeschlittenrennen der Welt

Die Strecke historisch, die Herausforderungen enorm, der Ruf legendär: Jedes Jahr wird der Yukon zum Schauplatz des prestigeträchtigen Yukon Quest. Um zu bestehen, müssen sich Mensch und Tier den Gefahren der Arktis stellen – annähernd auf sich allein gestellt. Wer das Abenteuer Hundeschlitten selbst einmal erleben möchte, findet im Nordwesten Kanadas auch einsteigerfreundliche Alternativen.

Die vierzehn Huskys legen sich mächtig ins Zeug. Ihre Muskeln arbeiten unter dem dichten Fell, ihre Pfoten wühlen den eisigen Boden auf. Heißer Atem hüllt sie in der klirrenden Kälte in dampfenden Nebel. Die Hunde mit den stahlblauen Augen jagen rhythmisch hechelnd durch eine menschenleere Eiswüste, hinter sich einen Schlitten mit bis zu 110 Kilo an Ausrüstung und Proviant. Auf den Kufen steht der Schlittenführer. Der sogenannte Musher lenkt, gibt Kommandos, verteilt aufmunternde Worte. So eilt das Gespann beim Yukon Quest über zugefrorene Flüsse, verschneite Bergketten und durch abgelegene Ortschaften.

Yukon Quest, das ist das wohl härteste Hundeschlittenrennen der Welt. Teilnehmer müssen unter Beweis stellen, dass sie über die Fertigkeiten verfügen, um in der Arktis zu überleben. Hilfen von außen sind laut Regeln auf ein Minimum reduziert. Über rund 1.600 Kilometer führt die Strecke vom kanadischen Whitehorse durch die urwüchsige Weite des Yukon bis nach Fairbanks in Alaska. Zumindest in Jahren mit ungerader Jahreszahl, ansonsten geht es in die andere Richtung. Zehn Tage benötigen die schnellsten Teams für die Strapazen. Andere sind zwei Wochen unterwegs.

Yukon Quest: Von der Versorgungsroute zur Rennstrecke

Das „Yukon Quest 1,000-mile International Sled Dog Race“, so der offizielle Name, gibt es seit 1984. Seine Ursprünge gehen allerdings zurück auf die Zeiten des Klondike-Goldrauschs in den 1890er Jahren. An den Orten, an denen die Glücksritter fündig wurden, entstanden Siedlungen wie Circle City oder Fourty Mile, aber auch Städte wie Fairbanks oder Dawson. Whitehorse galt als wichtiger Umschlagplatz für Versorgungsgüter. Damals nutzte man den zugefrorenen Yukon als Verkehrsweg zwischen den einzelnen Orten.

Besonders der Postdienst machte davon Gebrauch. Teufelskerle wie Percy de Wolfe brachten den Goldgräbern Briefe aus der Heimat, zuverlässig, jahrzehntelang, bei Wind und Wetter. Mit dem Aufkommen von Eisenbahn und dem Flugverkehr nahm die Bedeutung der Hundeschlitten jedoch ab. Die letzte offizielle Fahrt datiert von 1963. Bevor die historische Post- und Handelsroute endgültig in Vergessenheit geraten konnte, ließ man sie mit dem Yukon Quest wieder aufleben.
Die Herausforderungen der heutigen Rennen sind dabei die gleichen wie vor 100 Jahren. Die Teilnehmer trotzen Eis und Schnee und beißenden Winden. Die Temperaturen fallen schnell auf minus 40 Grad Celsius oder weniger. Gefahren wird bei Tag und Nacht. Dabei ist der Yukon Quest kein Sprint, sondern ein Marathon, bei dem die richtige Strategie entscheidet. Ohne die nötigen Energiereserven hat man am Ende keine Chance. Die Wildnis der Arktis verlangt Mensch und Tier alles ab.

Tierwohl an erster Stelle

Bei allem möglichen Ehrgeiz hat das Wohl der Hunde aber Priorität. Bei jedem Stopp versorgen die Musher ihre Vierbeiner zuerst, Pfotenmassage mit Öl inklusive. Dann freuen sich die drahtigen Kraftpakete auf wohlschmeckende Lachs- oder Lammwürfel und ein gemütliches Lager aus Stroh. Zwischendurch schauen Tierärzte immer wieder nach den Huskys. Ist ein Tier verletzt oder erschöpft, wird es aus dem Rennen genommen. Zudem sind mehrere längere Aufenthalte an bestimmten Kontrollpunkten vorgeschrieben.

Auch die Musher sind auf ausreichend Erholung angewiesen. Sie machen es sich nämlich, anders als vielleicht angenommen, keinesfalls gemütlich auf ihren Schlitten. Stundenlang balancieren sie im Eiswind auf den Kufen. Geht es bergauf, schieben sie an. Gelegentlich kommt ein Skistock zum Einsatz. Durchgeschwitzt, mit frierenden Händen und völlig übermüdet halten sie das Gespann auf Kurs. Hin und wieder schläft ein Musher im Stehen ein oder findet sich plötzlich mit dem Gesicht im Schnee wieder.

Hundeschlitten-Abenteuer für Einsteiger

Doch nicht jede Hundeschlitten-Tour durch den Yukon ist gleich ein unerbittlicher Kampf mit den Elementen. Für alle, die selbst zum Musher werden möchten, gibt es deutlich einfachere Varianten. Einige Ausflüge starten 30 Minuten von Whitehorse entfernt am Fish Lake. Auf der Sky High Wilderness Ranch machen sich Abenteuerlustige zunächst mit den Hunden, dem Gefährt und einer Expeditionsausrüstung vertraut, bevor sie in die malerische Natur starten. Ziele sind etwa der abgelegene Jackson Lake oder der Mc Intyre Mountain. Rund 30 Kilometer legen Einsteiger mit den Gespannen zurück. Wer zum Übernachten bleibt, erlebt nach seiner Rückkehr zur Ranch Lagerfeuerromantik und mit etwas Glück auch magische Nordlichter am Himmel.
Anders als die Gäste auf den Hundeschlitten-Ausflügen bewältigen beim Yukon Quest längst nicht alle Teilnehmer die gesamte Distanz. Diejenigen jedoch, die das Ziel erreichen, werden von Fans am Streckenrand bejubelt. Der Sieger erhält den begehrten Championship Award. Und auch seine beiden Lead Dogs werden ausgezeichnet: Sie bekommen das Golden Harness und können ihren Artgenossen damit zeigen, dass sie als Yukon Quest-Gewinner echt harte Hunde sind.

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