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Yukon Rendezvous: Verliebt in Kanadas wilde Seite

Wer im Yukon lebt, muss aus einem besonderen Holz geschnitzt sein. Das unterstreichen seine Bewohner nicht zuletzt mit einem stimmungsvollen Festival in Whitehorse. Darüber hinaus entdecken Reisende entlang des Alaska Highways wundervolle Natur, reiche Goldgräberhistorie und die eine oder andere Skurrilität.

Dunkel sind die Winter im Yukon, kalt, und manchmal auch einsam. Das spürten die frühen Bewohner des Grenzgebietes besonders. Damals, als weitaus weniger Menschen in Kanadas Nordwesten lebten als heute, kamen sie einmal im Jahr zu einer Volkszählung zusammen. Wichtiger aber als der offizielle Anlass: Die Leute verließen ihre Hütten, um andere „Sourdoughs“ zu treffen und gemeinsam zu lachen. Der eigentümliche Spitzname geht auf den Klondike-Goldrausch zurück. Gemeint waren diejenigen, die den harten Wintern nördlich des Polarkreises verbrachten. Ihre wertvollen Sauerteigansätze trugen sie dabei nah am Körper. So schützten sie die Grundlage für leckere Brote vor der Kälte.

Schnell nahm die Zusammenkunft im Yukon einen festlichen Charakter an. Wer dabei war, erlebte das spezielle Zusammengehörigkeitsgefühl, das die Yukoner heute noch verbindet. In der Abgeschiedenheit ihrer Heimat passen sie gut aufeinander auf. Sie sind freundlich zu Neuankömmlingen und unterstützen einander selbst unter schwierigsten Bedingungen. Mit dem Yukon Rendezvous Festivals feiern sie den speziellen Geist der Region. Außenstehenden zeigen sie damit, „what the Yukon is all about“ – was den Yukon ausmacht.

Yukon Rendezvous: Äxte, Mehl und Hundeschlitten

Jedes Jahr im Februar, wenn der Frühling sich langsam ankündigt, vibriert Whitehorse eine ganze Woche lang. Dann finden tagsüber familienfreundliche Aktivitäten und Sportveranstaltungen statt. Teilnehmer messen sich in Wettbewerben wie Axtwerfen, Hundeschlittenfahren oder Mehl packen. Abends geht der Spaß mit Sourdough Sam-Wettbewerben und der Krönung der Festival-Königin weiter. Organisiert wird das Spektakel von der ehrenamtlichen Yukon Sourdough Rendezvous Society.

Bekannt ist Whitehorse aber nicht nur für seine Feierlichkeiten im Zeichen der Pioniere, sondern auch für seine Lage am Alaska Highway. Etwa 1.000 von insgesamt 2.400 Kilometern der berühmten Strecke schlängeln sich mitten durch den Yukon. Sie führen über viele kleinere und größere Flüsse, vorbei an Seen, Goldgräber-Städtchen und durch die Gebiete verschiedener First Nation Stämme.

In der Hauptstadt des Yukon leben mehr als Zweidrittel seiner Bevölkerung. Das hängt unmittelbar mit der Straße zusammen. Gebaut wurde sie, nachdem 1941 japanische Truppen Pearl Harbour bombardiert und später Teile der alaskischen Aleuten besetzt hatten. Die Verbindungsstraße zwischen den kontinentalen Vereinigten Staaten und Alaska kam strategische Bedeutung zu. Die US-Amerikaner bauten und zahlten die Transitstrecke.

Als plötzlich Tausende US-amerikanische Soldaten Richtung Alaska fuhren, diente die nach den Stromschnellen des Yukon bekannte Stadt Whitehorse als Umschlagplatz. Der Bau einer Pipeline lockte anschließend viele Arbeiter in die Stadt, sodass die territoriale Regierung von Dawson nach Whitehorse verlegt wurde.

Dawson: Goldrausch als Blütezeit

Die ehemalige Hauptstadt Dawson liegt etwas abseits des Alaska Highways. 1896, als der Klondike Goldrausch ausbrach, wurde sie gegründet. Bis heute ist sie das letzte Refugium im Norden des Yukons. Dahinter beginnt die absolute Wildnis. Zeitweise lebten bis zu 40.000 Menschen in Dawson, die in der Heimat ihre Jobs gekündigt hatten, um an der Mündung des Klondike River und des Yukon nach Gold zu suchen. Bereits kurz nach dem Ende des Goldrausches zogen die meisten weiter.

Kurz hinter der Abzweigung vom Alaska Highway nach Dawson liegt die Haines Junction. Hier befindet sich der Eingang zum größten Nationalpark in Yukon. Der Kluane-Nationalpark ist von Eis bedeckt, Gletscherzungen ziehen durch die Gebirgstäler und reichen sogar heran bis an den Fuß des höchsten Bergs in Kanada, dem Mount Logan. Nicht weit entfernt und wunderschön am Kluane Lake gelegen befindet sich der Soldier’s Summit. An diesem Ort wurde der Alaska Highway, der seit Ende des Zweiten Weltkriegs den Kanadiern gehört, am 20. November 1942 eröffnet.

Als Tor zum Alaska Highway im Yukon gilt das skurrile Watson Lake. Mehr als 100.000 Schilder sind in dem Städtchen zu sehen. Aufgestellt haben die Wegweiser nicht etwa übereifrige Beamten der Stadtverwaltung, sondern Besucher aus aller Welt. Sie bringen traditionell Schilder mit, auf denen der Name ihres Ortes sowie dessen Distanz zu Watson Lake angegeben sind. Das erste Schild stammte von einem Soldaten mit schrecklichem Heimweh. Für heutige Reisende ist der dringende Wunsch zur Rückkehr kaum vorstellbar. Wer ein erstes Yukon Rendezvous erlebt hat, kann sich vermutlich eine längere Liebesbeziehung mit der traumhaft schönen Wildnis in Kanadas Norden vorstellen.

 

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