Whistler: Wundervoll auch jenseits der Pisten
Whistler ist ein absolutes Sehnsuchtsziel für Skifahrer und Snowboarder. Doch der berühmte Skiort bietet viel mehr als „nur“ ein Weltklasse-Skigebiet. Unzählige Aktivitäten, Sehenswürdigkeiten und Events machen den Urlaub in Whistler auch für diejenigen unvergesslich, die nicht auf Brettern unterwegs sind – aus Überzeugung oder, wie in meinem Fall, gezwungenermaßen.
Das verführerische Knirschen von frischem Schnee unter den Brettern, das Eintauchen in tiefen Powder beim Tree Skiing, der Adrenalinausstoß auf rasanten Abfahrten in der Diamond Bowl: All das verbinde ich mit Whistler. Und all das bleibt mir diesmal versagt. Zumindest, solange mich ein hartnäckiger Hexenschuss außer Gefecht setzt. In manch anderem Skigebiet wäre das ein absolutes Desaster. In Whistler jedoch sind die Alternativen derart vielfältig, dass mir keine Minute ohne Skischuhe wie verlorene Zeit vorkommt.
Skandinavische Wellness-Auszeit in Whistler
Da mein normaler Tagesablauf nun nicht mehr greift, muss ich mich zunächst neu orientieren. Die erste Spur führt mich mit dem Taxi ein paar Kilometer vom Ortskern weg und hin zum großartigen Scandinave Spa. Das in üppigen Regenwald eingebettete Wellness-Refugium erlaubt es Erholungsbedürftigen, Körper und Seele zwischen heißen Pools, kalten Tauchbecken, Saunen und Dampfbädern in Einklang zu bringen. Die wohltuende Stille über der gesamten Anlage mit ihrem Natur-Ambiente trägt maßgeblich zur Entspannung bei.
Eine Wunderheilung bewirken aber selbst die angenehmen Thermalbäder nicht bei mir. Deutlich besser fühle ich mich nach meinem Spa-Aufenthalt aber allemal, sodass ich mir am Folgetag einen etwas längeren Spaziergang zutraue. Den Ausflug beginne ich mit zwei der zahlreichen Anlaufstellen für Kulturinteressierte in Whistler. So erhalte ich im Squamish Lil’wat Cultural Centre spannende Einblicke in die Traditionen der Squamish und der Lil’wat Nation, bevor ich mich zum Whistler Museum begebe. Ausstellungsstücke und interaktive Stationen lassen hier in die Geschichte des Ortes aufleben.
Whistlers kulinarische Vielfalt
Den Spaziergang überstehe ich ohne Alarmsignale meines Rückens, dafür meldet sich mein Magen. Zum Glück hat Whistler mehr und bessere Bars und Restaurants als so manche Großstadt. Araxi, Caminetto, Barefoot Bistro und der neue Überflieger Wild Blue sind nur einige wenige Namen, die selbst Gourmets begeistern. Bevor es zum Dinner geht, schlendern jetzt aber Skifahrer und Snowboarder erstmal zum Après-Ski. Hotspots wie Garibaldi Lift Co. und der Longhorn Saloon, wo sich die Feierwütigen zum Tanzen treffen, sind im Whistler Village schon rappelvoll. Zum Glück gibt es Geheimtipps wie Raven Room, wo es herausragendes Essen und Super-Deals zum Après-Ski gibt. Ich aber laufe noch ein paar Hundert Meter weiter zur Blackcomb Base Area und kehre erst einmal im Rocky Mountain Underground (RMU) mit meinem Freund Darryl Bowie auf ein Bier ein. Dann ziehen wir mit seinen Coach-Kollegen von Extremely Canadian weiter ins Merlins. Für den Abend verabreden wir uns im legendären Sushi Village, Whistlers Kult-Japaner mit grandiosem Sushi zu fairen Preisen.
Ausflüge in Whistler: Muskelkraft oder Pferdestärken?
Nachdem der Spaziergang meinem Rücken gutgetan hat, traue ich mir zu am nächsten Tag entweder Geschwindigkeit oder Schwierigkeitsgrad zu steigern. An Optionen mangelt es in Whistler wahrlich nicht. Schneeschuhwanderungen führen tief hinein in verschneite Wälder und bringen oft schöne Tierbeobachtungen mit sich. Andere echt kanadische Erlebnisse sind Schneemobil- oder Hundeschlitten-Touren. Fürs Langlaufen steht ein weitläufiges Netz aus Loipen zur Verfügung und zugefrorene Seen sind wie geschaffen fürs Schlittschuhlaufen. Ist die Eisdecke zu dünn, weicht man auf die Eislaufbahn am Whistler Olympic Plaza oder im Meadow Park Sports Centre aus.
Ich entscheide mich für eine Ski-Langlauf-Tour im Lost Lake Park. Nach ein paar Minuten Fußweg vom Village erreiche ich schon das PassivHaus. Einst als „Österreich Haus“ für die Olympischen Spiele 2010 gebaut, ist es jetzt Daylodge mit Leihstation für Langlauf- und Schneeschuh-Ausrüstung. Perfekt ausgerüstet mache ich auf in die Loipe. 25 Kilometer ist das erstklassig gepflegte Loipensystem rund um den Lost Lake lang. Ich gleite durch dichte Wälder, die immer wieder mal den Blick auf Whistler, den Blackcomb Mountain und die jetzt weißen Bahnen des Fairmont Golfplatzes eröffnen. Vier Kilometer sind sogar beleuchtet, so dass man auch nach Sonnenuntergang in Whistler noch zum Langlaufen gehen kann.
Wenn Whistler zur Bühne wird
Wer das Beste aus einem Whistler-Aufenthalt herausholen möchte, sollte allerdings nicht nur einen Überblick über die angebotenen Aktivitäten haben, sondern auch den Event-Kalender im Blick behalten. Das gesamte Jahr über wird der Ort zum Schauplatz für verschiedene Festivals und Konzerte. In die Wintersaison fallen etwa das Whistler Film Festival im Dezember oder das Whistler Pride and Ski Festival im Januar, eines der größten seiner Art in Nordamerika. Reist man im April an, vibriert der gesamte Berg vor Outdoor-Konzerten und Nightlife bis in die Morgenstunden beim World Ski & Snowboard Festival.
Meine unfreiwillige Skipause nutze ich zuletzt noch für ein Abenteuer, das einem Run in der Ruby Bowl in Sachen Adrenalin in nichts nachsteht. Mit Helm und Stirnlampe und gesichert durch einen Klettergurt sause ich an einer Seilrutsche zwischen Whistlers Bergen in die Tiefe. Zwei Stunden lang verschaffen mir vier dieser Ziplines temporeiche Aussichten über verschneite Baumwipfel und schroffe Felswände. Morgen werde ich diese Panoramen wieder mit Skiern an den Füßen genießen, und natürlich freue ich mich darauf. Für den Moment aber gilt: Nur fliegen ist schöner! Und meinem Hexenschuss muss ich fast dankbar sein. Ohne ihn hätte ich als leidenschaftlicher Skifahrer wohl nie erfahren, was Whistler abseits des Skigebiets so alles zu bieten hat. Auch Winter ist Whistler immer eine Reise wert – auch für Nicht-Skifahrer.
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